von Hans-Peter Dannenberg | 21.Aug. 2025 | Achtsamkeit, Erleuchtung, Freiheit vom Leiden, Zen
Allen Watts: Wenn ein Mensch anfängt, aufzuwachen, zieht er sich ganz natürlich von der Masse zurück. Nicht, weil er Menschen hasst, sondern weil die üblichen Arten der Verbundenheit für ihn keinen Sinn mehr ergeben. Die meisten Gespräche drehen sich um Status, Klatsch oder Beschwerden, und sobald er anfängt, das zu durchschauen, wird es schwieriger, sich darauf einzulassen. Er ist nicht verbittert. Er isoliert sich nicht aus Stolz. Er hat einfach aufgehört, dem nachzujagen, was andere immer noch jagen.
Er beginnt die Performance in der alltäglichen Interaktion zu bemerken – das Bedürfnis, gemocht zu werden, dazuzugehören, das Richtige zu sagen – und ohne großes Aufheben darum zu machen, tritt er leise zurück. Menschen winken vielleicht immer noch, sie machen Smalltalk, aber die Verbindung ist nicht mehr da, weil sie von Anfang an nie wirklich da war. Er hat keine Brücken abgebrochen. Er hat einfach aufgehört, sich zu verstellen, und wenn er das tut, entsteht Distanz von ganz allein.
Das ist der Beginn der Einsamkeit, nicht der Verlassenheit – nur Raum zwischen dem, wer er war, und dem, wer er wird. Er beginnt klar zu sehen, dass das, was Menschen zusammenhält, nicht real ist. Es ist keine Tiefe. Es ist keine Wahrheit. Es ist Gewohnheit, Bequemlichkeit und gemeinsame Illusionen. Menschen verbünden sich, indem sie sich über ihre Jobs beschweren, indem sie Status jagen, indem sie Ideen verteidigen, die sie nie wirklich hinterfragt haben. Früher tat er das Gleiche. Er dachte, das sei eine Verbindung, aber jetzt fühlt es sich mehr wie Lärm an.
Er bemerkt, wie oft Menschen nur reden, um Stille zu vermeiden, wie viel Energie darauf verwendet wird, den Schein zu wahren, das ständige Bedürfnis nach Bestätigung, nach Zustimmung, nach Beruhigung. Und sobald er selbst diese Dinge nicht mehr braucht, sieht er, wie abhängig andere von ihnen sind – wie Beziehungen oft nicht durch Ehrlichkeit, sondern dadurch überleben, dass alle zustimmen, die Geschichte weiterzuspielen. Er versteht, warum Menschen an dem festhalten, was sich vertraut anfühlt. Er sorgt sich immer noch. Er hört immer noch zu. Aber er spielt nicht mehr mit. Diese Verlagerung, so subtil sie auch ist, schafft von ganz allein Distanz.
Von außen betrachtet, mag er derselbe wirken. Er taucht immer noch auf. Er ist immer noch höflich. Er ist nicht komplett verschwunden. Aber etwas Grundlegendes hat sich verschoben, und die Menschen um ihn herum können es spüren, auch wenn sie es nicht benennen können. Sie spüren, dass er nicht mehr versucht, irgendjemanden zu beeindrucken, dass er nicht nach Anerkennung sucht, dass er das soziale Spiel nicht mehr mitspielt. Einige finden es bewundernswert, andere verstörend, weil er nicht mehr leicht zu durchschauen ist. Da er für niemanden eine Rolle spielt, schmeichelt er nicht, konkurriert nicht, unterhält nicht, und das macht es schwer, ihn einzuordnen. Die Leute sagen vielleicht, er sei distanziert oder zu still oder dass er sich verändert hat. Was sie wirklich meinen, ist, dass er nicht mehr in die Rollen passt, an die sie sich gewöhnt haben. Sie mochten ihn lieber, als er ihre Werte widerspiegelte. Jetzt spiegelt er etwas anderes wider – etwas, das immer noch geerdet und nicht von der Gunst anderer abhängig ist. Die Leute sehen ihn, aber sie kennen ihn nicht wirklich, denn um ihn jetzt zu kennen, müssten sie sehen, was er sieht, und die meisten Menschen sind dazu nicht bereit.
Er glaubte einst, dass verbunden zu bleiben bedeutet, involviert zu sein, aufzutauchen, an Gesprächen teilzunehmen, den Schein zu wahren. Aber mit der Zeit hat sich diese Definition geändert. Als sich seine Prioritäten nach innen verlagerten, hörte er auf, sich aus Verpflichtung zu engagieren – nicht, weil es ihm weniger wichtig war, sondern weil er andere nicht mehr brauchte, um seinen Platz in der Welt zu bestätigen. Er schätzt immer noch Verbundenheit, aber nicht, wenn sie von ständigem Engagement, emotionaler Performance oder subtilen Verhandlungen um Zustimmung abhängt. Er zieht sich nicht aus Groll zurück; er findet es einfach nicht mehr wert, Beziehungen zu pflegen, die auf Vortäuschung oder Erwartung aufgebaut sind. Für diejenigen, die an transaktionale Verbindungen gewöhnt sind, kann seine Anwesenheit distanziert wirken, aber in Wahrheit spielt er einfach nicht mehr dieselbe Rolle. Er spricht nicht mehr, nur um den Frieden zu wahren. Er sieht sich nicht mehr durch die Augen anderer Menschen.
Was in diesem Raum entsteht, ist nicht Einsamkeit, sondern Klarheit – eine ruhige Unabhängigkeit, die es ihm ermöglicht, geerdet zu bleiben, auch wenn andere kommen und gehen. Er ist ehrlich geworden, und aus dieser Ehrlichkeit beginnt eine tiefere Art von Freiheit Gestalt anzunehmen. Von außen wird Einsamkeit oft missverstanden. Für die meisten Menschen signalisiert das Alleinsein einen Mangel an Freunden, an Sinn, an Zugehörigkeit. Aber für einen Mann, der begonnen hat, klar zu sehen, wird Einsamkeit zu etwas völlig anderem. Er füllt seine Zeit nicht mehr mit Ablenkungen, nur um nicht allein mit sich selbst zu sein. Er sucht nicht mehr ständig Gesellschaft, um Unbehagen zu entkommen. Er hat gelernt, in der Stille zu sitzen, ohne dass sie enden muss.
Was andere als Einsamkeit bezeichnen, ist oft nur ungewohnte Stille. Sie setzen die Abwesenheit von Lärm mit Leere gleich. Er hat erkannt, dass das meiste, was einen typischen Tag füllt – Gespräche, Aufgaben und Pflichten – nur Lärm ist, der vorgibt, wichtig zu sein. In der Einsamkeit sieht er sich selbst ohne Verzerrung. Es gibt niemanden zu beeindrucken, kein Bild zu wahren, und diese Klarheit, die anfangs unangenehm ist, wird zu einer Quelle der Stärke. Er meidet Menschen nicht, aber er ist auch nicht mehr von ihnen abhängig, um sich vollständig zu fühlen.
Diese Veränderung verwirrt andere meistens. Sie nehmen an, er müsse zurückgezogen, losgelöst oder sogar arrogant sein, aber in Wahrheit ist er einfach zufrieden mit seiner eigenen Anwesenheit. Er hat sich der Stille gestellt, vor der die meisten Menschen weglaufen, und entdeckt, dass es überhaupt keine Stille war. Es war Frieden.
Je innerlich stabiler er wird, desto unvorhersehbarer wird er für andere – nicht absichtlich, sondern durch die einfache Tatsache, dass er nicht mehr an dem subtilen Austausch teilnimmt, der die meisten sozialen Interaktionen definiert. Er spiegelt keine Emotionen wider, um Zustimmung zu gewinnen. Er bietet keine Beruhigung, wenn dies bedeuten würde, zu leugnen, was er sieht. Für diejenigen, die noch von externer Bestätigung abhängen, erzeugt dies Unbehagen. Sie könnten seine Neutralität als Arroganz, seine Stille als Urteil, seine Distanziertheit als Desinteresse interpretieren. In Wirklichkeit ist er nichts von alldem. Er ist einfach nicht mehr daran interessiert, die Wahrnehmung zu steuern.
Ein Großteil dessen, was Menschen als „Verbindung“ bezeichnen, ist eigentlich eine Performance – eine gegenseitige Vereinbarung, bestimmte Illusionen intakt zu halten. Sobald er aus dieser Vereinbarung aussteigt, stört er sie allein durch seine Anwesenheit. Er argumentiert nicht, provoziert nicht und versucht nicht, irgendjemanden zu seiner Ansicht zu bekehren, aber die Abwesenheit vertrauter Signale – Zustimmung, Schmeichelei, emotionale Bestärkung – macht andere unbehaglich. Viele seiner früheren Freundschaften fangen an zu verblassen, nicht wegen Konflikten, sondern weil das Fundament, auf dem sie standen, nicht mehr trägt. Er beginnt zu bemerken, wie oft Beziehungen durch gemeinsame Beschwerden, Routinegewohnheiten oder die gegenseitige Verstärkung persönlicher Erzählungen aufrechterhalten werden. Sobald er nicht mehr an diesen Mustern teilnimmt, schwächt sich die Verbindung von selbst ab.
Er fühlt sich nicht mehr gezwungen, um der Zugehörigkeit willen zuzustimmen. Er unterhält keine Gespräche mehr, die Substanz vermeiden. Und er hat kein Interesse daran, Bindungen aufrechtzuerhalten, die von ihm verlangen, sich selbst zu verkleinern. Diese Veränderung ist keine Ablehnung anderer. Sie ist das Ergebnis einer Veränderung dessen, worin er bereit ist, seine Energie zu investieren. Wahre Freundschaft wird zu etwas Ruhigerem, Einfacherem und weitaus Seltenerem. Sie basiert nicht mehr auf gemeinsamen Illusionen, sondern auf gegenseitiger Anerkennung: zwei Menschen, die einander nicht brauchen, sich aber dafür entscheiden, ohne Erwartung nebeneinanderherzugehen. Solche Verbindungen können nicht künstlich hergestellt werden. Sie entstehen auf natürliche Weise, wenn überhaupt, und nur wenn beide Individuen aufgehört haben, zu versuchen, vom anderen vervollständigt zu werden.
Die meisten sozialen Interaktionen beruhen auf unausgesprochenen Regeln: „Du bestätigst meine Perspektive, ich bestätige deine. Wir gehen nicht zu tief. Wir stellen die Annahmen des anderen nicht infrage. Wir tun so, als wären wir uns einig, auch wenn wir es nicht sind.“ Er spielte früher nach diesen Regeln, weil es jeder tat, aber sobald er beginnt, außerhalb von ihnen zu agieren, fängt die Dynamik an, zusammenzubrechen. Er spendet nicht mehr Trost, nur um Spannungen abzubauen. Er tut nicht so, als wäre er einverstanden, wenn er es nicht ist. Er ist fertig mit den kleinen Handlungen, die alle anderen in Sicherheit wiegen, ihn aber falsch fühlen lassen. Das ist kein Trotz; es ist Klarheit. Und diese Klarheit ist störend, weil sie aufzeigt, wie viel des alltäglichen Lebens auf der gegenseitigen Vermeidung der Wahrheit beruht.
Die Leute bemerken es, auch wenn sie nicht verstehen, was sich geändert hat. Sie spüren die Veränderung. Sie spüren, dass etwas Vertrautes verloren gegangen ist – der ständige Austausch von Trost, Bestätigung und Ablenkung. Und ohne dass er das System füttert, schwächt sich das System ab. Gespräche fangen an, sich unangenehm anzufühlen. Die Leute melden sich nicht mehr so oft. Was sich früher warm und vertraut anfühlte, fühlt sich jetzt angespannt und unbehaglich an – nicht, weil er etwas falsch gemacht hat, sondern weil er aufgehört hat, mitzuspielen. Er hat niemanden abgelehnt. Er hat einfach aufgehört, eine Struktur zu stärken, an die er nicht mehr glaubt.
Während sich sein Verständnis vertieft, geschieht etwas Unerwartetes: Er beginnt, weniger zu brauchen. Nicht nur materiell, sondern emotional, sozial und sogar intellektuell. Er sucht keine Anerkennung mehr. Er verlässt sich nicht mehr auf andere, um das zu bestätigen, was er bereits innerlich weiß. Und während dieses Bedürfnis schwindet, schwinden auch viele der Beziehungen, die es einst erforderten. Das ist das Paradoxon: Je klarer er wird, desto ruhiger wird sein Leben. Nicht, weil er sich abschottet, sondern weil so vieles, was einst seine Zeit füllte, in der Suche nach externer Bestätigung verwurzelt war. Ohne diese Suche fühlt sich die meiste soziale Aktivität optional an, wenn nicht sogar unnötig. Er hört auf, verstanden werden zu wollen. Er hört auf, sich erklären zu müssen. Er misst seine Anwesenheit nicht mehr daran, wie viel Raum er im Leben anderer Menschen einnimmt. Von außen mag das wie Rückzug aussehen, aber innerlich ist es das Gegenteil – ein Sich-Einfinden in etwas Solides und Reales. Er schätzt immer noch Verbundenheit, aber nur, wenn sie auf natürliche Weise entsteht, ohne Forderung oder Performance. Er ist nicht kalt geworden. Er ist einfach nicht mehr abhängig, und in dieser Losgelöstheit liegt eine Art von Tiefe, die durch Anhaftung nicht gefunden werden kann.
Sobald er aufwacht, kann er nicht mehr vergessen, was er sieht. Er blickt nach innen, und der Lärm verstummt. Er blickt nach außen, und die Welt schläft noch. Er sieht die falsche Sicherheit in den Augen der Menschen, die Rollen, die sie spielen, die Überzeugungen, die sie nie hinterfragen, die ständige Bewegung, die eine innere Stille überdeckt, die sie nie berührt haben. Er beneidet nicht mehr, was andere als „Verbindung“ bezeichnen, weil er den Preis versteht. Es erfordert oft Zustimmung, Performance, Konformität, und er wird die Wahrheit nicht gegen den Komfort eintauschen, dazuzugehören.
Trotzdem gibt es einen Teil in ihm, der sich erinnert, einen Teil, der still hofft – nicht auf Menschenmassen, nicht auf Gesellschaft, sondern auf jemanden, der wach ist. Jemanden, der gesehen hat, was er gesehen hat, gefühlt hat, was er gefühlt hat. Jemanden, der ihn nicht braucht, um kleiner, leiser oder gefälliger zu sein, um sich sicher zu fühlen. Solch eine Begegnung ist selten. Sie kann nicht erzwungen werden, und er wartet lieber in Stille, als in Gesprächen so zu tun, als ob. Also geht er allein, nicht weil er es genießt, getrennt zu sein, sondern weil in einer Welt, die noch träumt, Authentizität wertvoller ist als Akzeptanz.
Irgendwann fühlt sich die Einsamkeit nicht mehr ungewöhnlich an. Sie wird normal – nicht leer, nur ruhig. Er interpretiert Distanz nicht mehr als ein Problem, das es zu lösen gilt. Er sieht sie als das, was sie ist: das natürliche Ergebnis, nicht mehr so zu tun, als ob. Während sich andere mit Lärm umgeben, hat er gelernt, in der Stille zu leben. Während viele Aufmerksamkeit jagen, bewegt er sich, ohne darum zu bitten, gesehen zu werden. Die Leute nehmen oft an, er müsse sich einsam fühlen, als ob Gesellschaft – jede Gesellschaft – immer besser sei, als allein zu gehen. Aber sie verwechseln Isolation mit Abwesenheit. Er ist nicht abwesend. Er spielt einfach nicht mehr eine Rolle. Er hat gelernt, den Raum, den Ehrlichkeit schafft, der Nähe vorzuziehen, die Illusionen verlangen.
Dies ist die letzte Veränderung: Er braucht die Welt nicht, um aufzuwachen, um sich ganz zu fühlen. Er braucht keine Zustimmung, um klar zu sein, und er braucht keine Bestätigung, um zu wissen, wer er ist. Er geht allein, ja, aber nicht als Außenseiter – sondern als ein Mann, der in Frieden ist mit dem Preis der Wahrheit.
von Hans-Peter Dannenberg | 19.Juni 2022 | Achtsamkeit, Allgemein, Gong Fu, Kloster Otterberg, Kung Fu, Meditation, Qi Gong, Tai Chi, Zen
„Don’t ask so much. Just do it!“
As a young person, I found things like Qi Gong and Tai Ji to be rather boring. Too little action, too little power. Nothing that I had in my mind. I wanted martial arts the way Bruce Lee and later Jackie Chan did. There had to be battle cries, hand edges, kicks and acrobatic high jumps. That was cool – I thought. Anyway! When I twisted my knee at a judo tournament and was carried off the mat, my enthusiasm for action and fighting vanished.
In this wild and disoriented time it was hardly possible for me to grasp the essence of the Qi – Gong discipline, which is inseparable from martial arts. During the meditation sessions during the long Zen sesshins in early years, I found the exercises of Qi Gong and Tai Ji to be very pleasant because they relaxed the tense body regions in the leg/hip and back areas. However, I couldn’t get more out of it.
After years of ignoring Qi Gong, I began to get a vague idea of the effect and depth of this gentle and harmonious „movement meditation“ after another „accidental encounter“. Things changed, things showed up, things cleared up, and: things got better. Not dramatically „straightforward“. No, rather gently and harmoniously through the back door.
I started to wonder how does this work? What’s behind it? The mind wanted answers. Preferably as intellectually as possible…preferably in the form of scientific papers. Checked and confirmed. So I signed up for the Qi Gong retreat at the Shaolin Monastery in Otterberg.
I’ve been there before, at the „temporary monastery“, so I should have known: people only talk very sparingly here, but practice all the more here. Shifu Shi Heng Yi led the retreat and instead of lengthy explanations, we immediately went to the practice site. More than 20 participants had gathered here in Otterberg to learn or deepen the Qi Gong sequence „Yi Jin Jing“ over the next few days.
Although the focus was on the practical exercise of the movement sequences, there were always explanations on the individual aspects of Qi Gong such as breathing, energy, movement, mindfulness, but also on topics that went much more in-depth. And they really had it all. Inspiring and eye opening!
Something I like to share.
Mindfulness: Healing and Freedom!
Qi Gong trains mindfulness/awareness. Qigong is mindfulness. The concentration on the movements, on the flow of the breath. Mindfulness means paying attention; conscious, in the present moment and non-judgmental. A Zen master was once asked why he was always so relaxed and balanced. He replied: „When I drink tea, I drink tea. When I eat, I eat and when we both talk, I listen to you.“ The questioner said: „But we do that too!“ „No,“ replied the master. „When you drink tea, your mind is elsewhere. Perhaps with your family or work. When you eat, you read the newspaper. When you talk, you are not with the other person. You are only with your own ideas.“
If we are not mindful, we live past – reality. Life is constantly overtaking us and we don’t even realize it. Reality is only in this moment.
And one more thing: body awareness (mindfulness) brings us into contact with our inner world and allows us to look into the landscape of our organism. Physically as well as mentally. We simply become aware of our blockages, our anger, our „construction sites“.
Fear, nervousness, grief, whatever is slumbering in us and always tormentingly interferes with our lives: Awareness or mindfulness immediately helps us to change our perspective and opens up new options. Unlike our automatic, habitual responses.
We perceive the impermanence of our feelings and perceptions. When we pay attention to bodily sensations, we can see the ebb and flow of our emotions. And with that, we increase our control over them.
Practical mindfulness, i.e. Qi Gong, calms the sympathetic nervous system, which ensures that you are less thrown into „fight or flight“ mode. This opens up the possibility of observing and at best tolerating the corresponding physical reactions.
However, „natural mindfulness“ only works when we no longer have to remind ourselves to be mindful. Therefore it is important that the Qi Gong exercise becomes second nature to us. That means we should practice regularly. Otherwise we are too often stuck in physical as well as mental movement.
Challenge: One Qi Gong unit every day in the morning and evening for 3 weeks. After that it has become a habit and regular practice is no longer difficult for you.
Fascia – „autobahn“ of energy
Qi means life energy, Gong stands for work or exercise. The Qi Gong practitioner works with life energy.
This energy is everywhere. In each of us, in every animal, in every plant. Every room is filled with it. It is in the earth as well as in the water. There is not a single space in the universe without this energy. In every animate and inanimate matter. Only the frequency or the vibration is different.
Most people don’t know about this energy. Accordingly, they also do not know that this energy decreases over time, but that you can do something to replenish this energy.
If the life energy decreases, the person becomes weak, sick and dies. What makes her lose weight? Stress, lack of exercise, little sleep, bad food… and way ahead: negative thoughts. An eternally restless mind with destructive content noticeably drains one’s life energy.
If we practice Qi Gong, we use the mind, keep the body moving, and thus supply our organism with life energy. Very practical and lifelike. This also has nothing to do with esoteric mumbo-jumbo. Try it.
Interesting is the statement of Shifu, the energy moves on the fascia of the muscles. The fascia as a kind of highway of the body. The fascial system (fascial network) is the only system that is continuously connected from top to bottom. All other structures have interruptions in their path.
Frequency
At school, my interest in physics was always very limited. That has basically not changed until today.
However, I think the topic „energy – frequency“ is pretty interesting in the context of human consciousness, because it is easy to understand and conclusive. Even for me. Each of us is more or less endowed with energy. And energy always vibrates at some frequency. Every healthy cell, every organ in the human body vibrates at a certain frequency, and every deviation from the biological norm is reflected in a change in this frequency. Most of these changes don’t bode well. Wouldn’t it be a blessing if there was the possibility of keeping this frequency stable in a healthy vibration, or leading it back into a healthy vibration?
There are many ways to change the frequency and thus influence the mood and well-being of people. Both positive and negative.
Physical movement provides life energy and a „stable frequency“. A clear, mindful mind as well. Conscious breathing carries everything to its right place. All of this is included in the practice of Qi Gong.
Qi Gong and breathing!
The breath plays a major role in Qi Gong. A lot of books have been written about it. So I would like to keep this brief. The breath acts like a taxi, guiding the Qi through the body. Guided by the mind.
Experienced Qi Gong practitioners are even able to navigate this life energy to certain parts of the body with the help of their breath. In this way, blockages can be released, or impressive physical abilities can be accomplished: halve several bricks with the edges of your hands, splinter a wooden slat over your head or stomach, or lie on the tips of a sword without the aspirant being pierced. In my opinion, these exercises are somehow pointless, but they show the power of the mind. And that’s what it’s all about.
The breath is also an excellent object of meditation. When you focus on the breath, other (disturbing) factors have little chance of taking over your mind. The breath plays the most important role in Zen meditation. Sit! Sit and just breathe. Incredibly difficult!
Fine tuning of body and mind!
I think the „fine tuning“ aspect was the aspect that led me to get an inkling that Qi Gong had to be more than a simple „wellness exercise“. And I can’t really put that into words. There was a sense of a finer awareness of the body. Outside and inside. This also seemed to lead to a finer perception of the spiritual content. Logically somehow. In sport it is said: the mind goes first, the body follows. But it also works in the other direction.
You’re more intimate to what is happening in the body as well as in the mind. There is a feeling of „togetherness“. Before there was the feeling of: there is my body, there is my spirit. Now it is: I am – body and mind. I am that. There is nothing separate. Now just imagine if this feeling were not limited to your own body and mind, but also to the so-called „outside“. Unthinkable. A revolution. Some call this enlightenment.
From the 10000 things back to the one!
During the retreat, Shifu Shi Heng Yi first drew a simple circle in the sand of the „Arena“. In Zen/Chan this circle is the symbol of unity. Everything springs from this unity. I was impressed that he could get a really round circle. Just like that, with a branch lying there on the edge of the arena. Then he drew a second circle. This time the yin-yan symbol was drawn in the circle as a sign of duality (twoness). The world in which human life takes place. The world of contrasts: small and large. Good and bad, empty and full…etc. And the third circle contained the 10,000 things. In Buddhism, these „10,000 things“ symbolize the infinite variety of all phenomena. In other words, everything that creeps and flees in the universe and that we can perceive as an object.
When we practice Qi Gong, we initially isolate all aspects of the practice. There is the breath we focus on. Then we take care of the correct sequence of movements, the correct hand position, the rotation of the upper body. We try to keep our mind calm, because otherwise we will not be able to harmonize breath and movement.
After a period of practice, everything comes together again…into unity. Then there is no breath, no movement, no mind, no more practitioners. To be compared with listening to a piece of music that moves you, or looking at a work of art, on a walk in nature. Everything has become „One“. A revolution. Some call this enlightenment.
Spongebob !
Shi Heng Yi: It’s like a sponge: squeeze (compression) and release (expansion).
Life is tension and relaxation. Open and close. Accept and let go. Expansion and compression. Life and Death – Life is expansion, death is compression. Like everything in human existence. Inhale and exhale. Muscles have to be tensed and relaxed before they can achieve the desired range of effects.
We also find this principle in Qi Gong. We open the spine and close it. We stretch and we shrink. Both are necessary, otherwise there is stagnation or one-sidedness. A principle of life. Both must take place so that the dynamics of a healthy life can experienced. Both principles must be equally active or passive. Otherwise, we experience an imbalance, an unhealthy instability in our lives.
In today’s society, one principle seems to have gained the upper hand: Compression, or tension! Stress, burn-out, mental decompensation. And as an unwanted and uncontrollable „forced relief“: depression!
Qi Gong can bring us closer to this principle of compression and expansion in a gentle way. Our subconscious remembers and passes this message to the conscious mind.
„The Pain of Comfort- The Pain of Laziness!
At the end of the retreat in Otterberg we were still sitting comfortably with the Shifu under a large pine tree. He answered our questions and provided us with many statements about Qi Gong practice and the advice that one can talk about anything, but the point is to do it. Action is the only way to get results. And then when he talked about „the pain of laziness“, I almost felt caught. In fact, I think he looked at me with a grin on his face and meant me. It definitely was. It must have.
I do a lot of sports. However, I have to incorporate regular stretching and strength exercises into my daily routine so that my back and other parts of my body don’t ruin my day with pain. But I don’t do that regularly. I’m a lazy guy. I do it when it hurts. How stupid actually…and how fitting isn’t Shifu’s statement!?
The pain of laziness! Doesn’t sound particularly charming, but hits the nail on the head. At least for me. Basically, we only „get into the slippers“ when something hurts. Physically or mentally. Then the howling is great and we wallow in self-pity. We are all experiencing that. With ourselves or with others.
Well: for my part, I have made it my goal to practice regularly. The positive aspects of the Qi Gong exercise listed above are simply too overwhelming to continue to pay homage to and uphold the „laziness“. I was already allowed to taste the sweet nectar. it would be stupid not to pay attention to this delicacy in the future. What do you think?
Well then…cheers!
What I would like to mention here: I have never dealt intellectually with the topic of Qi Gong. I’ve never read a book about it either. Actually I have no idea at all. Perhaps the 25 years of ZEN practice are responsible for a certain openness towards the topic and the feeling that behind the curtain of the obvious, a real treasure can often be revealed. And of course the very practical experiences that happened to me while practicing. On the one hand there is meditation in silence, on the other hand meditation in motion. Zen Master Hakuin once said that the supreme meditation is meditation during everyday experience. When moving, when speaking, when working, during an argument, when breathing…every day-to-day action.
With the above text, I would like to share my experiences and thoughts related to my own Qi Gong practice…garnished with the Shifus performed during the Yi Jin Jing Retreat in June 2022. And if things go well, these words might motivate one or the other to dedicate themselves to the topic. In my opinion Qi Gong is much more than a wellness discipline. It is a complete path to holistic knowledge. Certainly, regular practice supports a healthy physical and mental life.
Amituofo!
By the way: have you ever seen the free videos from Master Shi Heng Yi about Qi Gong on his website? If not…do it:
www.shihengyi.online
von Hans-Peter Dannenberg | 12.Mai 2022 | Allgemein, Dharma, Gong Fu, Kloster Otterberg, Kung Fu, Meditation, Qi Gong, Zen
Nimm´ Dich nicht so wichtig
Es war wieder soweit: eine Woche im Shaolin Kloster in Otterberg. Meine zweite Tour dorthin, an den Ort, der mich im letzten Sommer so beeindruckt- und inspiriert hatte. Ich wollte ein zweites Mal eintauchen in die Welt der Stille. Still und doch nicht leise. Eine Welt, die sich anfühlt, am wesentlichen Punkt des Menschseins zu wirken. Ohne Schnörkel, ohne Ablenkung. Ohne sich erklären, oder rechtfertigen zu müssen. Schon im letzten Jahr fand ich es bemerkenswert, wenn sich Egos aufbäumen wollten und sanft im „Nichts“ verpufften, weil da nichts war, was als Empfänger zur Verfügung stand. Lektionen, die ohne Worte auskommen, aber verstanden werden. Von jedem. Wenn nicht beim ersten Mal, dann beim zweiten oder dritten Anlauf.
Die Shifus, Novizen, Disciples, – das komplette „Stammpersonal“ des Klosters, ist geduldig und liebevoll. Nach dem Motto:“ Du bist wichtig, – aber nimm‘ Dich nicht so wichtig“, wird in den Tagen im Kloster klar, dass das Leben auch ohne Drang nach Aufmerksamkeit, nach Anerkennung, danach, sich erklären zu müssen, hier keine Rolle spielen und es einem grundsätzlich ein sehr viel entspannteres Leben beschert, – auch ausserhalb der Klostermauern. Die tagtägliche Jagd nach Profilierung und die Befriedigung nimmersatter Bedürfnisse der Egostruktur sind doch so ermüdend, so anstrengend und machen uns krank. Auf mentaler, wie auch auf körperlicher Ebene.
Der Joint war Schuld!
Gegen 12 Uhr steuerte ich meinen Toyota auf den Parkplatz des Klosters. Ich traf nicht als Erster ein, war gespannt auf meine „Brüder und Schwestern“ auf Zeit. Kati und ihre Reisebegleitung waren schon da. Dann kam eine Teilnehmerin dazu, die den weiten Weg aus den USA nach Otterberg unternommen hatte. Drei lange Reisetage lagen hinter ihr.
Wenig später trudelten sie dann alle ein. Aus Frankreich, Luxemburg, Holland, Belgien und natürlich aus alles Regionen Deutschlands. Mich erstaunte die Anzahl der jungen Teilnehmer. Die Jüngste gerade mal 14 Jahre alt.
Ich fragte mich, ob die Youngsters wohl alle freiwillig hier waren, oder ob da womöglich „pädagogische“ Ambitionen der Erziehungsberechtigten eine Rolle spielten ?! Eines war ja klar: die kommenden Tage werden alles andere als eine „5 – Sterne – Wellneswoche“.
Bei späterem Nachfragen stellte sich heraus, dass besonders die Kampfkunst und das Leben der Mönche für großes Interesse sorgten.
Nur einer meinte mit einem verschmitzten Grinsen:“ Meine Mutter hat mich beim Kiffen erwischt. Deshalb bin ich hier. Aber ich finds klasse. Anstrengend, aber klasse!“
Pünktlich um 13 Uhr wurden wir dann vom Parkplatz abgeholt und auf entsprechende Zimmer verteilt. Anschliessend gab´s eine Kleinigkeit zur Stärkung, Begrüßungsworte und ein paar klare und eindeutige Worte zu Verhalten und gemeinsamen Umgang innerhalb der Klostergemeinschaft.
Die „Arena“! Der Kampf ums Überleben.
Dann folgte bereits das erste Training: Laufen! Natürlich! Was sonst!?
Nach einer kleinen aber hügeligen Runde kamen im Anschluß noch ein paar Bergsprints dazu. Ich hasse Sprints.
Danach dann in die „Arena“. Der Übungsplatz, den ich Arena getauft habe, weil er mich an die Plätze der Gladiatorenkämpfe im alten Rom erinnert. OK. Etwas weit hergeholt, aber wenn man den Kampf der Egos – die hier ums nackte Überleben kämpfen – auf diesen sandigen Platz überträgt, passt es schon wieder ganz gut…finde ich!
Hier spielen sich die nächsten Tage innere, wie äussere Dramen ab. Und wer es schafft, sich nicht in die Dramen des Geistes verwickeln zu lassen, der kommt zur Ruhe und kämpft nicht mehr mit sich. Das ist Teil der Übung. Womöglich der wichtigere Teil dieser Übung!?
„Lass`Dich nicht in die Dramen Deines Geistes verwickeln!“ Shifu Shi Heng Yi
Highlight des heutigen Nachmittages ist dann ein gemeinsames Training mit Shifu Shi Heng Yi. Allerdings lässt er uns nicht allzu lange auf der „Wolke der Hingabe und Schwärmerei“ schweben, denn sein Programm schleudert die meisten von uns beinhart in die Realität zurück. Keine Zeit für „Groupie – Romantik“. ES schmerzt. Körperschmerz! Körperzittern. Keiner will vor diesem „Fixstern der Erleuchtung“ Schwäche zeigen. Oder geht’s nur mir so? Die Komfortzone liegt meilenweit zurück. Die Dramen im Geist fahren volles Programm. Der Shifu „verknackt“ uns zu „Push Ups“…auf den Fäusten. Stundenlang…gefühlt. Die kleinen Steinchen auf dem Sandboden bohren sich in die Finger. Aua! Das tut weh! Weichei! Was machen die anderen? Kann ich nicht unbemerkt schummeln? Pah…ich mach´ so gut ich kann und noch ein bißchen mehr. Dann wechsle ich auf die Handflächen. Die Dramen im Geist spielen eh´ keine Rolle mehr. Der Geist ist „einsgerichtet“. Da ist kein Shifu, kein anderer, kein ich….nur sowas wie ein zittriges, ächzendes, schmerzhaftes sich „bewußt sein“.
Der erste Tag endet wie er hier jeden Tag endet. Nach dem Abendbrot gibt es eine buddhistisch-taoistisch-konfuzianische Fragestunde. Wir haben die Möglichkeit, den Abt des Klosters Fragen zu diesen 3 übergeordneten Themen zu stellen. Gern im Zusammenhang zu alltäglichen Lebenssituationen. Danach folgt eine buddhistische Zeremonie.
Frühstück – Mittag – Abendbrot
Im Kloster in Otterberg wird in Stille gegessen. In allen Klöstern der Welt wird das so gehandhabt. Das soll helfen, bewußt und mit Dankbarkeit die uns dargebotene Nahrung entgegen zu nehmen. Etwas, was uns im Alltagsgeschehen verloren gegangen ist. Häufig schlingen wir die Nahrung in uns hinein, ohne das wir wirklich „dabei“ sind. Für gewöhnlich geht es uns lediglich darum, ein Hungergefühl zu beseitigen.
Die „Arena“: das Ego als Gladiator!
Am nächsten Morgen ist Eines in seiner Eindeutigkeit nicht zu verleugnen: Muskelkater. Niemand spricht aber wirklich darüber. Warum auch!?
Nach der Meditation in der Buddhahalle geht’s zum Frühstück. Anschliessend hecheln wir Teilnehmer hinter den Novizen und Disciples durch den Wald über Stock und Stein. Es liegt zum Teil noch Schnee in den schattigen Passagen und quer über den Pfaden des Waldes sorgen Hindernisse in Form von umgeknickten Bäumen für einen akrobatischen Laufspaß. In der letzten Woche habe es hier noch mächtig geschneit und beeindruckende Stürme haben mit ihrer Wucht manch´ dickbäuchigen Stamm flach gelegt.
Zurück auf dem Klostergelände geht’s wieder in die „Arena“. In den 2 Minuten Pause, darf dem Körper Trinkbares zugeführt und nötigenfalls das Schuhwerk getauscht werden. Letztes Jahr kam ich zu spät und musste 80 Strafliegestütze abliefern. Heute komme ich wieder zu spät. Aber es fällt niemandem auf. Puh!
„Combat Kung Fu“ vom Feinsten
Dann lernten wir unseren Kampf – Shifu kennen. Mit ihm sollten wir die nächsten Tage etliche Trainingsstunden abspulen.
Ein längeres Läufchen am nächsten Morgen führte uns durch herrliche Heidelandschaft, Tannenwälder und gewohnt welligem Terrain bei tollem Wetter und vergessenem Muskelzwicken. Danach wieder Gladiatorenkämpfe in der Arena. Aber: auffällig, das, jetzt Mitte der Woche, weniger Blut und abgeschlagene Köpfe* im Sand liegen.
* als Metapher für Stolz und Ego
Arbeitsmeditation
Jeden Vormittag ab 11 Uhr steht die sogenannte „Arbeitsmeditation“ auf dem Tagesplan. Im japanischen ZEN wird das „Samu“ genannt und ist ein wesentlicher Bestandteil des klösterlichen Lebens und der regelmässig abgehaltenen Meditationsphasen (Sesshins).
Arbeit und Meditation – ist das nicht ein Widerspruch? Sind wir nicht so konditioniert, dass, wenn wir an die Arbeit gehen, so schnell wie möglich, effektiv, gewinnorientiert und mit maximalem Einsatz das Ganze angehen? Ist „Multitasking“ nicht das Maß aller Dinge? Also, möglichst viele Arbeitsprozesse auf einmal? Und bedeutet Meditation nicht Ruhe und Stille? Einsgerichtet sein? Wie passt das zusammen?
Die Arbeitsmeditation hat ein anderes Ziel. Nein. Sie hat im Grunde gar kein Ziel.
Wenn Du Unkraut zupfst, machst Du nur das und bist nur bei dem. Selbstverständlich kommen Gedanken, aber Du lässt sie weiter ziehen, bleibst nicht dran kleben. Gedanken wie: „Da ist noch so viel Unkraut, wie blöd, da brauche ich ja Tage für…“, tauchen möglicherweise auf, aber ziehen weiter, werden nicht festgehalten. Du zupfst Unkraut. Du wirst „Unkrautzupfen“. Das Geplapper der Gedanken im Geist verstummt mit der Zeit, weil Du ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkst.
Wir wollen dabei lernen, im Moment zu leben, bei dem zu sein was wir gerade tun und nicht permanent nur unseren Gedanken, Gefühlen, Emotionen, den zahllosen Mutmaßungen und Spekulationen (Ängste, Sorgen, Nöte) ausgesetzt zu sein. Wir leben ständig am Leben vorbei, weil wir nie wirklich da sind. Schlimmer noch: wir sind nicht nur wirklich da, wir rennen dem Leben ständig hinterher. Wir geraten in Eile, nie ist etwas rund und abgeschlossen, immer türmt sich etwas Neues auf. Wir sind nicht zufrieden. Was folgt sind Unzufriedenheit, Burn Out, Depressionen…..wenn wir nicht Obacht geben.
Gut und Böse!
Während der abendlichen Fragestunde kommt es heute, zu einem, für klösterliche Verhältnisse, regem Gesprächsaustausch. Auch in den nächsten Tage wird immer mal wieder darüber gefachsimpelt. So heißt es auf der einen Seite „Alkohol sei grundsätzlich schlecht, schaut man sich die Folgen des Missbrauchs an“, und andererseits „Alkohol sei nicht grundsätzlich schlecht, es käme auf den Umgang damit an.“
In diesem Zusammenhang auch die Frage, ob es im Buddhismus nicht besonders darum ginge, die Dualität von „Gut“ und „Böse“ zu transzendieren?
Ich möchte diesbezüglich hier ein paar Zeilen eines großen und bekannten Zen – Meisters anführen:
In unserer Praxis ist es am wichtigsten zu erkennen, dass wir Buddhanatur haben. Intellektuell wissen wir das vielleicht, aber es ist ziemlich schwer zu akzeptieren. Unser tägliches Leben befindet sich im Reich von Gut und Böse, dem Reich der Dualität, während die Buddhanatur im Reich des Absoluten zu finden ist, wo es kein Gut und kein Böse gibt. Es gibt eine doppelte Realität. Unsere Praxis besteht darin, über den Bereich von Gut und Böse hinauszugehen und das Absolute zu erkennen. Es kann ziemlich schwer zu verstehen sein. – Shunryu Suzuki aus dem Buch „Nicht immer so: Den wahren Geist des Zen praktizieren“
Die Treppe!
Seit der SWR vor etwa 4 Jahren eine wunderbare Reportage über das „Kloster auf Zeit“ brachte, wird in Insider Kreisen über eine ganz besondere Trainingseinheit gemunkelt: Die Treppe!
Letztes Jahr war uns das erspart geblieben. Diesmal aber sollte es passieren. Joggender Weise (wie sonst) machte sich unsere Gruppe auf den Weg nach Otterberg. Ich weiß nicht mehr genau wieviel Kilometer es dorthin waren, aber es war nicht mal eben um die Ecke. Dort angekommen ging’s auch ohne großes Vorgeplänkel zur Sache.
Manch einer kennt vielleicht solche Momente. Man steht vor einer Situation und denkt:
“ Neee….das ist jetzt nicht Dein Ernst. Das ist doch jetzt nur ein Späßchen.“ Und während Du das denkst, weißt Du ganz genau: es ist kein Spaß, es ist zweifellos völliger Ernst.
Also dann: im Hüpfersprung die Treppen hoch und wieder runter. Danach im Vierfüßlergang hoch und runter, Huckepack, Schiebkarre……Komfortzone ade´! Das Beeindruckenste war für mich das Durchhaltevermögen aller Teilnehmer, besonders derjenigen, die so grundsätzlich und offensichtlich nicht viel mit Sport am Hut hatten. Da fühlte ich mich dann immer besonders schlecht, wenn ich mich mittendrin mal für einen Moment in Ruheposition begab. Nur ganz kurz natürlich…ich schwör.
Nach einer ausgedehnten und gut gelaunten „Kneipp – Pause“ ging’s zu Fuß zurück. Und im Kloster angekommen, strahlten die Mitbrüder und Mitschwestern über alle Backen. Es war anstrengend, ja, aber alle fühlten sich glücklich und zufrieden. Es geht also. „Es geht mehr als Du denkst…verstricke Dich nur nicht in die Dramen Deines Geistes.“
Freitag erhielten wir nochmals beeindruckenden Unterricht in der Arena und Samstag war schon wieder „Kofferpacken“ angesagt. Wie schnell so eine Woche doch vorbei geht.
Am Ende folgt ja immer ein Fazit. Gibt es eins? Nein. Diesmal nicht. Denn es gibt kein Ende. Es geht weiter. Gerne an diesem wundervollen Ort mit diesen wundervollen Menschen. Aber der Ort spielt im Grunde keine Rolle. Nur eines halte ich für wichtig: Verwickel´ Dich nicht in die Dramen Deines Geistes.
Bis dahin…wir sehen uns! In Otterberg.
……..eine Welt, still und doch nicht leise. Eine Welt, die sich anfühlt, am wesentlichen Punkt des Menschseins zu wirken. Ohne Schnörkel, ohne Ablenkung. Ohne sich erklären, oder rechtfertigen zu müssen. Bemerkenswert, wenn sich Egos aufbäumen wollen und sanft im „Nichts“ verpuffen, weil da nichts ist, was als Empfänger zur Verfügung steht. Lektionen, die ohne Worte auskommen, aber verstanden werden. Von jedem. Wenn nicht beim ersten Mal, dann beim zweiten oder dritten Anlauf….
Amituofo !
Vielen Dank an Zheng für sein fotografisches Gespür !!
von Hans-Peter Dannenberg | 23.Okt. 2021 | Achtsamkeit, Allgemein, Dharma, Erleuchtung, Gong Fu, Kung Fu, Meditation, Qi Gong, Tai Chi, Zen
Das Shin-Jin-No-Mei (chin. Xinxin Ming), die Inschrift vom Glauben an den Geist, gehört zu den ältesten überlieferten Texten des Zen/Chan – Buddhismus und zeigt sich erfrischend schnörkellos und aktueller denn je. Er wurde verfasst von Meister Kochi Sosan (chin. Seng – Tsan) dem Nachfolger von Eka, der wiederum der Nachfolger von Bodhidharma, dem 1. Patriarchen war, dem indischen Mönch, der Zen (Chan) nach China brachte.
Inschrift vom Glauben an den Geist
Der Höchste Weg ist gar nicht schwer, vermeide nur aussuchen und auswählen.
Nur ohne Haben – Wollen und Nicht – Haben – Wollen verstehst du wirklich die klare Leere.
Um eine Haaresbreite abgewichen und Himmel und Erde klaffen auseinander.
Willst Du die Wahrheit sehen, lass los von Dafür und Dagegen.
Der Streit zwischen Dafür und Dagegen: genau das ist die Krankheit des Geistes.
Wenn Du den tiefen Sinn nicht erkennst: ist der Frieden des Geistes gestört.
Der Weg – so vollkommen wie der unendliche Raum – ohne Mangel, ohne Überfluss. Durch Annehmen und Ablehnen wird die Wahrheit nicht erkannt.
Folge nicht der Bestimmung des Seins, noch wohne in der leeren Ablehnung.
Das Eins – Sein trage in der Brust: so erlischt irriges Meinen von selbst.
Wenn Du versuchst, die Bewegung zur Ruhe zu bringen, dann kommt aus der Ruhe wieder Bewegung. Wenn Du im einen Extrem bleibst, oder im anderen, wirst Du das Eine niemals verstehen.
Unveränderlichkeit ist Ziel der Bewegung. Einziges Hindernis ist die Zweiheit:
besser den Samen des Einen zu pflanzen. Das Eine nicht erlangt – Beides verloren.
Das Sein verleugnend ertrinkst du im Sein, der Leere folgend kehrst du ihr den Rücken.
Viel Reden und Denken führt nicht zur Wirklichkeit.
Brich ab die Rede, verwirf das Denken: Erfolg wird Dir zuteil.
Zum Ursprung kehrend erlangst du das Wesen, den Erscheinungen folgend verfehlst du die Quelle. Ein Augenblick der Einsicht verhindert das Verfehlen der Leere.
Im Angesicht der Leere ist Veränderung nur Schein. Wahrheit zu suchen ist sinnlos,
aber verlerne zu meinen.
Bleib nicht stehen bei der Ansicht der Zweiheit, sorglich vermeide ihr zu folgen.
Erscheinen erst Gut und Schlecht, dann auch Verwirrung und falsches Bewusstsein.
Ursprung der Zwei ist das Eine, doch halte das Eine nicht fest.

Ist der Eine Geist ungeboren,
sind die zehntausend Dinge makellos.
Ohne Fehler, ohne Dinge:
ungeboren, kein Geist.
Fähigkeit zum Einklang zerstört die Begrenzung
und mit den Grenzen versinkt auch die Macht.
Ursprung der Grenzen sind die Grenzen der Macht,
Ursprung der Macht ist die Macht zu begrenzen.
Willst du beide Seiten erkennen:
Grundlage ist die Eine Leere.
Die Eine Leere ist gleichsam beides,
in einem enthält sie die zehntausend Formen.
Nicht unterscheiden: fein und grob,
ist besser als einseitig sein.
Der Große Weg ist im Grunde offen, nicht leicht, nicht schwer.
Enger Blickwinkel, Misstrauen, einmal hastig, einmal träge:
Festhalten führt zum Verlust des Gleichgewichts, notwendig treibt es zum Leid!.
Loslassen führt zur Selbstnatur – Substanz vergeht nicht noch bleibt sie erhalten!
Im Einklang mit dem Wesen den Weg bejahen, leichthin wandern und unbetrübt.
Gebundenes Denken verfälscht die Geistkraft, versinkt in Verwirrung unheilvoll.

Unheil und leidende Seele –
wozu ist es gut, dafür, dagegen zu sein?
Wer im Einen Fahrzeug vorankommen will,
verachte nicht die sechs Sinne.
Die sechs Sinne nicht verachten
stellt gleich wieder wahres Bewusstsein her.
Der Weise tut nicht,
der Narr verstrickt sich.
Dharma ist nicht verschieden von Dharma,
Narrenwesen gehört zum Begehren.

Den Geist mit dem Geist erfassen zu wollen, ist das nicht große Verwirrung?
Irrtum gebiert Ruhe und Unruhe, Erleuchtung gebiert weder Liebe noch Hass.
Das Eine zerschneiden in zwei Teile ist Selbstbetrug.
Traum und Täuschung sind wie Blumen am Himmel, wozu sich bemühen, danach zu greifen?
Gewinn, Verlust, richtig, falsch,- weg damit!
Das Auge, wenn es nicht schläft, wird alle Träume von selbst verwerfen.
Zehntausend Dinge sind einem gleich für den Geist, der nicht unterscheidet.
Das Eine führt in die profunde Tiefe. Wer so entschlossen die Fesseln missachtet,
sieht zehntausend Dinge in einem und kehrt wieder zurück zur Selbstnatur.
Mach‘ ein Ende dem Wodurch-Darum;
es ist nicht möglich zu vergleichen.
Die Bewegung beenden: Unbeweglichkeit,
das Ende bewegen: Unendlichkeit.
Die Zwei nicht beendet:
Eins – wie soll es das geben?
Schlussendlich das Endgültige –
keine Bewegung, keine Regel.
Beginnt der Geist Nicht-Unterscheidung,
hat alles irrige Tun ein Ende.
Von Misstrauen völlig gereinigt ist das Urvertrauen in wahrer Harmonie.
Völlig ungehindert, ist nichts mehr zu tun;
unvoreingenommen klar, selbstverwirklicht, mühelose Geistesmacht.
Denken misst und füllt es nicht, Wissen und Fühlen loten es nicht aus.
Unwandelbare Soheit ist die Welt des Dharma,
ohne ein Anderes, ohne ein Selbst.
Musst du spontan antworten,
erwidere und sprich „Nicht-zwei“.
Nicht-zwei – völlig identisch:
nichts, was nicht angenommen wäre.
Die Weisen aller zehn Weltgegenden
betraten sämtlich diesen Pfad.
Der Pfad ist nicht eilig, nicht säumig,
zehntausend Jahre – ein Gedanke.
Ohne da zu sein oder nicht da zu sein,
in allen Richtungen liegt er vor Augen.
Winzig klein – wie groß: Grenzen und Gräben zerbrochen, vergessen.
Riesig groß – wie klein: keine feste Schranke.

Sein entspricht dem Nichtsein, Nichtsein dem Sein. Wo es nicht so ist: keinesfalls darf man dem folgen. Eins ist wie alles, alles wie Eins.
Wenn das aber möglich ist, warum dann die Sorge, dass es nicht zu vollenden ist?
Der Wahre Geist ist Nicht-zwei, Nicht-zwei der Wahre Geist.
Worte gesprochen: den Weg beendet – kein Gehen, kein Kommen mehr.
Gassho!

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